WackersdorfTreff erlebt Neuauflage

WackersdorfTreff Mai 2025
Bildrechte Dorothea Seitz-Dobler

Der Wackers­dorfTreff der evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­de Schwan­dorf hat nach Jah­ren eine Neu­auf­lage erlebt. Im Mit­tel­punkt des ge­sel­ligen und in­for­ma­ti­ven Abends stand Diet­rich Bon­hoeffer. Er wurde vor 80 Jah­ren von den Nazis er­mor­det.

Die als WackersdorfTreff bezeichneten Zusammenkünfte im Gemeindesaal unter der evangelischen Friedenskirche in Wackersdorf gehen auf eine Initiative des früheren, aus Brasilien stammenden Pfarrers Milton Jandrey zurück, der 2014 wieder in seine südamerikanische Heimat zurückkehrte. Ein Jahr vorher hat er erstmals die Idee eines abendlichen Treffens umgesetzt, bei dem die Besucher zuerst gemeinsam essen und trinken, um sich danach einem religiösen oder gesellschaftlichen Thema zu widmen. In der Regel folgt dabei nach einem Vortrag eine ausgedehnte Diskussion. Die Referenten wechselten sich ab, je nach Spezialgebiet.
Nach 23 Wackersdorf-Treffs war erst einmal Schluss. Die Corona-Pandemie machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Der Schwandorfer evangelische Kirchenvorstand hat nun beschlossen, die Zwangspause zu beenden und das Erfolgsmodell neu aufzulegen. Als erster Referent wurde der in Wackersdorf lebende evangelische Pfarrer Stefan Drechsler gewonnen, der dem Thema Bonhoeffer viele persönliche Aspekte abgewinnen konnte.

Kirchenvorsteher Hans Winderl leitete ein, indem er den Plan vorstellte, die Treffs wieder zu etablieren. Zu den Besuchern der Neuauflage gehörte unter anderem der katholische Pfarrer von Wackersdorf, Werner Sulzer.
Drechsler hatte für seine Ausführungen einen Brief von Bonhoeffer an dessen Freund Eberhard Bethge ausgesucht. Der Brief wurde am 21. Juli 1941 im Gefängnis verfasst, also einen Tag nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler. Entsprechend verklausuliert, da der Zensur unterworfen, musste Bonhoeffer seinen Freund zu verstehen geben, dass man trotz des gescheiterten Anschlags nicht verzagen solle.

Für den Referenten, heute 60 Jahre alt, war dieser Brief in der Jugend ein Aha-Erlebnis. Denn in dem Schreiben geht es auch darum, „was man aus seinem Leben machen will“, so Drechsler. Bonhoeffer spricht sich für ein aktives, Anteil nehmendes Leben aus.
Heute bezeichnen manche Bonhoeffer als einen „evangelischen Heiligen“, der er aber nie sein wollte. Bonhoeffer bezahlte sein Engagement gegen die Hitler-Herrschaft und den Weltkrieg schließlich mit einem gewaltsamen Tod.

Sein Andenken war lange umstritten, auch in der evangelischen Kirche. Denn das Thema Tyrannenmord, also der Anschlag auf Hitler, wurde noch Jahre nach dem Krieg abgelehnt, die Tat als Verrat qualifiziert.

Im Oktober, so hieß es, soll ein weiterer WackersdorfTreff stattfinden. Das Thema wird noch bekannt gegeben.